
Newsletter Türkei September 2018
Business
Alibaba übernimmt Trendyol
Der chinesische Onlinehandelsriese Alibaba hat für 728 Mio. US$ 75 % der Anteile an dem türkischen Internetversandhandel Trendyol erworben. Durch diese bislang größte Internetinvestition des Landes ist Trendyol zum ersten in der Türkei entstandenen Milliarden Dollar schweren E-Commerce-Unternehmen geworden. Nach Worten von Michael Evans, dem Unternehmenschef von Alibaba, ist die Türkei im Vergleich zu anderen digitalen Wirtschaft der Welt und der Region ein sehr reizvoller Markt. Durch diese Investition werde Alibaba Partner einer marktführenden Marke. Das 2010 gegründete Unternehmen Trendyol kann 16 Millionen Nutzer und über 90 Millionen Besucher im Monat vorweisen. 3. Aug. 2018
Bosch erhält türkische Fördermittel
Das Unternehmen Bosch kann bei seiner 1,2 Mrd. TL teuren Investition in die Produktion von Hochdruck-Benzininjektoren in Bursa projektgebundene Fördermittel in Anspruch nehmen. Wie Steven Young, der Präsident von Bosch Türkei und Nahost, mitteilte, ist Bosch schon seit über einem Jahrhundert in der Türkei tätig und das Land ist ein bedeutender Produktions-, Export- und FuE-Standort für sein Unternehmen. Die Investition kommt in den Genuss diverser Fördermaßnahmen wie u. a. Umsatzsteuerbefreiung, Zollbefreiung, Körperschaftsteuerermäßigung, Abzugssteuerermäßigung, Zuschüsse zu den Sozialversicherungsbeiträgen, Zuschüsse für qualifizierte Mitarbeiter sowie Energiezuschüsse. Das Investitionsvorhaben soll in fünf Jahren fertiggestellt sein und dann mit 314 neu geschaffenen Arbeitsplätzen ein jährliches Exportvolumen von 185 Mio. US$ generieren. 8. Aug. 2018
Tochter von SHV Energy stellt neues Werk in Dienst
EVAS, eine Tochtergesellschaft von İpragaz, die dem niederländischen Unternehmen SHV Energy gehört, hat seine mit einer Investition von 40 Mio. US$ errichtete zweite LPG-Anlage in der Türkei in Dienst gestellt. EVAS zählt zu den fünf weltgrößten Herstellern von LPG-Flaschen. Das Unternehmen peilt für 2018 einen Umsatz von 350 Mio. TL an, wovon 80 % mit Exporten in 72 Länder erzielt werden soll. In der neuen Anlage wurden 132 Arbeitsplätze geschaffen. 9. Aug. 2018
ViaCon will 50 Länder von der Türkei aus verwalten
Die schwedische ViaCon, einer der drei weltgrößten Hersteller von Wellstahlkonstruktionen und -brücken, hat angekündigt, ab 2019 ihre türkische Tochtergesellschaft zur Zentrale der Region Nahost und Nordafrika auszubauen. Ab diesem Zeitpunkt sollen die Geschäfte in 50 Ländern vom 2014 eingerichteten türkischen Büro aus gesteuert werden. ViaCon Türkei war bereits an Projekten in Tansania, Äthiopien und Algerien beteiligt. Das Werk von ViaCon in der Provinz Sakarya, das 80 % seiner Produktion exportiert, ist das zweitgrößte der Unternehmensgruppe und soll bis 2023 das größte werden. 15. Aug. 2018
SunExpress profitiert vom Boom des türkischen Tourismus
Wie Jens Bischof, der CEO von SunExpress, einer Partnerschaft von Lufthansa und Turkish Airlines, berichtet, hat sein Unternehmen seine Kapazität für Flüge von Europa in die Türkei dem starken Aufschwung der türkischen Tourismusbranche entsprechend 2017 um 20 % und in der ersten Hälfte von 2018 um 30-35 % erhöht. Bischof rät ausländischen Investoren, ihre Entscheidungen nicht allein aufgrund von Schreibtischforschung zu treffen, sondern in die Türkei zu kommen und dort die hochentwickelte Infrastruktur und Investitionschancen zu sehen. Das 1989 gegründete Unternehmen SunExpress hat 2017 mit seiner Flotte von 72 Flugzeugen 8,8 Millionen Fluggäste befördert. 25.-27. Aug. 2018
NIBE Industrier übernimmt Emin Group
Die schwedische NIBE Industrier AB hat 51 % der Anteile der Emin-Gruppe, einem türkischen Hersteller von Kupplungssystem für Flüssigkeiten, erworben. NIBE war bisher Emins größter Kunde, der für über die Hälfte seines Umsatzes aufkam. Wie Gerteric Lindquist, der CEO von NIBE Industrier, erklärte, sei diese Übernahme eine weitere Ergänzung der Palette seines Unternehmens an Komponenten und Lösungen für den hochwichtigen Heizung-, Lüftungs- und Klimasektor. Gleichzeitig erhalte man dadurch Zugang zu weiteren interessanten Ländern mit geringen Produktionskosten. Die Emin-Gruppe operiert mit insgesamt 340 Mitarbeitern in der Türkei und in Serbien. 27. Aug. 2018
Neuer Erlass soll Exporterlöse in die Türkei bringen
Das türkische Schatzamts- und Finanzministerium hat einen neuen, für 6 Monate gültigen Erlass erlassen, der am 4. September in Kraft getreten ist. Demnach wurde die Verpflichtung eingeführt, dass türkische Exporteure ihre Exporterlöse in die Türkei bringen. Die Exporterlöse müssen sofort nach der Zahlung durch den Importeur bei einer Mittlerbank eingezahlt oder dorthin überwiesen und innerhalb von 180 Tagen nach dem tatsächlichen Exportvorgangs ins Land gebracht werden. Mindestens 80 % der Erlöse müssen in türkische Lira umgetauscht werden. Falls die Exporterlöse im Voraus in Devisen bezahlt wurden, muss der Exportvorgang innerhalb von 24 Monate durchgeführt werden. Falls ein Individuum Exportlöse persönlich mitführt (statt einer Banküberweisung), so muss dies gegenüber den Zollbehörden deklariert werden. Falls Erlöse nicht fristgerecht ins Land gebracht werden, kann eine Strafe von bis zu 5 % des aktuellen Marktwerts der Ware verhängt werden. In dem Erlass werden für Exporte durch Vertragsunternehmen, Exporte als Konsignationsware, vorübergehende Exporte sowie Exporte auf Kredit oder per Leasing unterschiedliche Fristen gesetzt. Exportvorgänge, die während der Gültigkeitsdauer des Erlasses durchgeführt werden, unterliegen diesen Vorgaben auch noch nach Ablauf der Frist für die Verbringung der Exporterlöse in die Türkei. Exporte von Dienstleistungen werden durch den Erlass nicht erfasst.
5. Sept. 2018
Verkäufe und Käufe von Immobilien und beweglichem Eigentum auf Devisenbasis untersagt
Am 13. September ist eine Novellierung der Verordnung zum Schutz des Wertes der türkischen Währung mit ihrer Veröffentlichung in Kraft getreten. Bei Geschäften unter Privatpersonen ist es nicht mehr erlaubt, den Vertragspreis und andere Zahlungsverpflichtungen in Fremdwährung festzulegen. Auch Verkäufe und Käufe von mit Immobilien und beweglichem Eigentum sowie Leasinggeschäfte hiermit, einschließlich von Finanzierungsleasing und Leasing von Pkw und sonstigen Fahrzeugen, wie auch Arbeitsverträge, Dienstleistungsverträge und unabhängige Bauunternehmerverträge dürfen nicht mehr auf Devisen indiziert werden. Auch Verträge, die vor dieser Novellierung abgeschlossen wurden, müssen innerhalb einer Frist von dreißig Tagen ab dem 13. September entsprechend abgeändert werden.
13. Sept. 2018
Politik
Treffen der Präsidenten des Iran, der Türkei und Russlands in Teheran
Der iranische Präsident Hassan Rohani, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und der russische Präsident Vladimir Putin kamen in Teheran zusammen, um über die Zukunft Syriens zu beraten. Das Treffen fand am Vorabend einer Operation der syrischen Regierungsstreitkräfte gegen von Aufständischen gehaltene Gebiete in der Provinz Idlib statt. Erdoğans Aufruf zu einem Waffenstillstand, um eine mögliche humanitäre Katastrophe zu verhindern, wurde von den Präsidenten des Iran und Russlands nicht mitgetragen. Putin warnte vor, wie er es nannte, „Provokationen“ von Militanten in Idlib, während Rohani den Abzug der US-amerikanischen Truppen forderte. In einer gemeinsamen Stellungnahme erklärten die drei Staatschefs, die Krise in Syrien könne nicht mit militärischen Mitteln, sondern nur durch einen politischen Verhandlungsprozess gelöst werden.
7. Sept. 2018
Wirtschaft
Anstieg der Inflation setzt sich fort
Die Verbraucherpreise in der Türkei sind im August 2018 gegenüber dem Vormonat um 2,30 % und im Vergleich zum Vorjahresmonat um 17,90 %, den höchsten Wert seit 2003, gestiegen. Der größte monatliche Preisanstieg war mit 5,85 % bei diversen Waren und Dienstleistungen zu verzeichnen, dahinter kamen Möbel und Haushaltsgegenstände (4,56 %) sowie der Verkehr (4,45 %). Die einzige Warengruppe, bei der die Preise im August zurückgingen, waren Kleidung und Schuhe (-1,59 %). Die stärkste Teuerung auf Jahresbasis gab es mit 27,13 % beim Verkehr. Der inländische Erzeugerpreisindex wiederum stieg gegenüber dem Juni um 6,60 %, während er auf 12-Monats-Basis mit 32,13 % ebenfalls den höchsten Wert seit 2003 erreichte.
3. Sept. 2018
Türkische Wirtschaft im zweiten Quartal weiter gewachsen
Im zweiten Quartal 2018 ist das BIP der Türkei gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 5,2 % gewachsen. Das Wachstum ist vor allem auf den Anstieg der privaten Konsumausgaben für kurzlebige Güter und Dienstleistungen zurückzuführen. Das BIP des Quartals zu gegenwärtigen Preisen betrug 884,0 Mrd. TL bzw. in Dollar umgerechnet 204,3 Mrd. US$. Der Agrarsektor schrumpfte um 1,5 %, wohingegen die Industrie um 4,3 %, der Dienstleistungssektor um 8,0 % und die Bauwirtschaft um 0,8 % wuchs.
10. Sept. 2018
10,2 % Arbeitslose im Juni
Im Juni 2018 waren in der Türkei rund 3.315.000 Menschen über 15 Jahren als arbeitslos gemeldet, etwa 64.000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote blieb mit 10,2 % auf dem gleichen Stand wie im Vorjahresmonat. Im selben Zeitraum ging die Jugendarbeitslosigkeit in der Altersgruppe von 15 bis 24 Jahren auf 19,4 % zurück. Die Erwerbsquote stieg auf insgesamt 53,8 %, während sie bei der weiblichen Bevölkerung bei 34,6 % lag. Von den in diesem Zeitraum Erwerbstätigen waren 54,0 % in der Dienstleistungsbranche, 19,6 % im verarbeitenden Gewerbe, 19,2 % in der Landwirtschaft und 7,2 % im Baugewerbe beschäftigt.
17. Sept. 2018
Außenhandelsdefizit der Türkei im Juli um 32,6 % zurückgegangen
Im Juli 2018 nahmen die Exporte der Türkei im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11,6 % auf 14,1 Mrd. US$ zu, während die Importe um 6,7 % auf 20,1 Mrd. US$ abnahmen. Dadurch sank das Handelsdefizit des Landes um 32,6 % auf 6,0 Mrd. US$. Im Juli blieb Deutschland der wichtigste Exportpartner der Türkei (1,3 Mrd. US$), gefolgt vom Vereinigten Königreich (1,0 Mrd. US$), den USA (850 Mio. US$) und Italien (750 Mio. US$). Bei den Importen in die Türkei lag China mit 2,0 Mrd. US$ weiterhin an erster Stelle, knapp vor Russland (1,9 Mrd. US$), dahinter Deutschland (1,7 Mrd. US$) und die USA (1,1 Mrd. US$).
29. Aug. 2018
Türkische Zentralbank erhöht die Leitzinsen
Die Zentralbank der Republik Türkei hat ihren Leitzins (den einwöchigen Repo-Satz) von 17,75 % auf 24,00 %, den höchsten Stand der letzten 14 Jahre, angehoben. Wie die Bank bekanntgab, sei zwar die Auslandsnachfrage stark geblieben, der Rückgang der Inlandsnachfrage habe sich jedoch beschleunigt. Darüber hinaus würden Preiserhöhungen aufgrund der Fluktuationen der Wechselkurse und des Verfalls des Preisbildungsverhaltens ein Risiko für die Inflationsaussichten erzeugen. Daher habe die Bank sich zur Straffung ihrer Geldpolitik entschieden.
13. Sept. 2018
Ratingagenturen stufen die Türkei herunter
S&P hat angesichts der extremen Wechselkursschwankungen das Langzeitrating der Türkei auf B+ gesenkt, dabei den Ausblick des Landes aber als stabil belassen. Moody’s hat unter Verweis darauf, dass die öffentlichen Einrichtungen der Türkei immer schwächer werden und die Politik immer unberechenbarer wird, das langfristige Kreditrating ebenfalls heruntergestuft, und zwar auf Ba3, und auch den Ausblick auf negativ geändert. Andererseits hat Fitch sein Rating nicht verändert, jedoch darauf hingewiesen, dass die von der Regierung gegen die Abwertung der türkischen Lira unternommenen Schritte unzureichend sind. Fitch zufolge gilt es vor allem die Probleme des Leistungsbilanzdefizits, des Fremdfinanzierungsbedarf, der zunehmenden Inflation und der zunehmenden Verschuldung in Fremdwährung zu lösen.
20. Aug. 2018